Rano Kao
Der Vulkan Rano Kao
Schauen wir uns hier den beeindruckenden Krater des Rano Kao näher an. Er ist der Rest des größten erloschenen Vulkans der Osterinsel und befindet sich im Südwesten der Insel.
Es handelt sich um einen rund 300 Meter hohen Schildvulkan, dessen Gestein auf ein Alter von etwa einer Million Jahre datiert wurde. Der 200 Meter tiefe Gipfelkrater stellt eine, durch den Einsturz des Vulkangipfels, entstandene Caldera dar. Der hier gebildete See ist der größte Trinkwasservorrat der Insel. Auf klarem Wasser schwimmen Totora-Binsen.
Es war ein Julimittwoch auf der Südhalbkugel. Ein sonniger Wintertag bei 25 Grad Celsius. Wir, das waren Barbara, Peter, Tim und unser Osterinselfreund Josef, beschlossen uns den Rano Kao näher und von innen anzuschauen. Für die Zufahrt vom Ort Hanga Roa gibt es eine gut ausgebaute Straße. Sie führt um das westliche Ende der Landebahn des Flughafens, leicht ansteigend durch bewaldetes Gebiet mit vorwiegend Eukalyptus- und Guavensträuchern bis zum Kraterrand.
Tim schreibt in seinem Tagebuch: „Rano Kao ist der beeindruckende Platz auf Rapa Nui. Es ist ein gigantisch großer und vielseitig bewachsener Krater mit sehr vielen kleinen Wasserflächen in der Mitte. Das Interessante ist, dass man die Höhe nicht wahrnimmt. Kleine Büsche im Krater entpuppen sich beim Nähern als gigantische Bäume.“
Ein besonders beeindruckendes Bild sieht man beim Blick vom Kraterrand auf den See. Hier schaut man aus einer Höhe von 200 Metern auf den 1.600 Meter im Durchmesser großen Kratersee. Foto: Moritz Hertel
Wir mussten tatsächlich erst einmal tief Luft holen, um dieses Bild zu begreifen. Vom linken bis zum rechten Ende des Sees, ist der Blickt ohne Drehung des Kopfes nicht zu erfassen. Unsere damals noch einfache Kamera konnte das nicht in einem Bild aufnehmen.
Im riesigen Rondell des Kraters ist man sehr klein und fühlt sich durchaus auch so.
Foto: Peter Hertel
Josef führte uns dann um den Krater herum zur einzigen Einstiegsmöglichkeit. Der Zugang ist ohne Führer nicht erlaubt. Wir erfuhren später, warum das sehr begründet ist.
An der flach weiterführenden Straße in Richtung Orongo ist ein Aussichtspunkt mit Mirador Rano Kao bezeichnet, der den Blick zum Kratersee freigibt. An den steilen Kraterabhängen gedeihen neben anderen Pflanzen Avocado, Mango, Kaffee und wilder Wein.
Der Pfad führt im Nordwesten des Kraterrandes in die Tiefe. Es ist ein kleiner, manchmal kaum erkennbarer Weg über den hier und da große Gesteinsbrocken, die sich vom Kraterrand gelöst haben, gefallen sind. Weiter geht es ziemlich steil nach unten, nach einem Schwenk nach links kommt ein kleines Wäldchen. Es liegt etwa auf der Hälfte der Wegstrecke. Dann gelangt man wieder in eine Zone mit Laubbäumen und ist schon in der Nähe des Kratersees. Plötzlich schillert das überraschend klare Wasser aus dem Dickicht hervor.
Am Ufer des Kratersees findet man einen dichten Bewuchs mit hohen Bäumen.
Foto: Tim Gernitz
In Höhe des Kratersees wirkt die Landschaft noch gewaltiger, fast unwirklich.
Foto: Tim Gernitz
Das Foto zeigt einen Blick in Richtung Norden. Hier sind die Kraterwände ziemlich baumlos und auch kaum begehbar.
Foto: Peter Hertel
Wir befanden uns in einer völlig neuen und zunächst gespenstig wirkenden Welt. Ringsum die steilen Wände des Kraterrandes, die in uns das Gefühl eines abgeschirmten Kosmos hervorriefen. Um den See herum stehen hohe Bäume mit einem verwesenden Unterholz. Aus dem scheinbar zugewachsenen See schimmern hier und da große Wasserflächen hervor. Über allem liegt eine ungewohnte Stille und wir konnten nicht den Hauch eines Windes spüren. Es waren keine Vögel zu sehen oder zu hören.
Die immergrünen Totora-Binsen sind bis zu drei Meter hoch und bilden schwimmende Inseln inmitten des sauberen Wassers. Hier, am Ende des Weges, existiert ein mehrere Meter breiter Uferstreifen. Man sieht Triebe von Süßkartoffeln, Weinpflanzen, Zitronenbäumchen und ähnlichem.
Der bearbeitete Stein zeugt davon, dass hier einst auch Künstler tätig waren.
Foto: Peter Hertel
An den Uferstreifen des Sees hat man Reste von Hausfundamenten gefunden, woraus zu schlussfolgern ist, dass hier eine Zeit lang auch Menschen gewohnt haben.
Das Wasser aus dem Kratersee wurde teilweise zur Trinkwasserversorgung der Einwohner genutzt.
Rechts vom ankommenden Weg fanden wir keinen Durchgang mehr. Nach links ging es über Äste und abgestorbene Pflanzen weiter. Während Barbara und Peter über den bekannten Weg wieder nach oben kletterten, wollten Josef und Tim einen Ausgang weiter östlich aus dem Krater finden. Das hätten sie lieber nicht tun sollen. Wir haben dann oben an der Stelle unseres Einstiegs sehr lange und sorgenvoll auf die Beiden gewartet. Schließlich tauchten Tim und Josef ziemlich mitgenommen und zerkratzt wieder auf. Die Beiden sind bei ihrem Aufstieg in ein Gesteinsfeld geraten, dass sie immer wieder nach unten gezogen hatte.
Seit dem Jahr 2007 ist der Zugang zum Kratersee des Rano Kao auch offiziell gesperrt. Die Sperrung war erforderlich, da es im Krater keine gesicherten Wege gibt und überall mit Gesteinsschlag zu rechnen ist.
Foto: Moritz Hertel