Westküste
Die Westküste – geheimnisvoll und spannend
Es war ein besonders schöner Tag in einem Osterinselwinter als wir uns entschlossen, gemeinsam mit Josef die Westküste zu erkunden. In diese Gegend kommen so gut wie keine Touristen, denn dort ist nur Laufen oder Reiten angesagt. Es gibt einige landwirtschaftlich genutzte Flächen und dennoch findet man hier selten Eingeborene.
Doch in der ziemlich unwirtlichen Gegend gibt es interessante Details.
An den Ausläufern des Vulkans Maunga Terevaka (im Hintergrund) befindet sich eine Farm, die hier aber nur eine Weide für Pferde und Rinder ist, die die wenigen grünen Halme nutzen.
Foto: Moritz Hertel
Wir, das waren wieder Barbara, Peter, Tim und Josef, sind im Dorf Hanga Roa ziemlich unbekümmert losgezogen. Das stellte sich bald als nicht besonders klug heraus. So war ein Liter Wasser für alle etwas knapp geplant.
Zunächst kamen wir in ein kleines Wäldchen hinter dem Ahu Te Peu. Teilweise läuft man dann entlang der Steilküste in diese gewaltigen Landschaft.
Auf der linken Seite die westliche Steilküste mit anstürmenden Wogen, auf der rechten Seite eine wirre Anhäufung von Moais-Teilen, zerstörten Ahus, Eingänge in unterirdische Räume – eine verlassene Landschaft. Hinzu kam später noch der Fund eines auf der Klippe liegenden, verstorbenes Pferdes. Von ihm war nur noch die Haut, die sich über das Gerippe spannte, zu sehen.
In einer kleinen Bucht der Westküste ist das Gestein so ausgewaschen, dass es Blowholes gibt, aus denen mit dem Ansturm der Wellen kein Wasser, sondern Luft entweicht. Es klingt so als atme hier die Insel. Foto: Tim Gernitz
Auch an der Westküste findet man noch eine Reihe von Höhleneingängen. Foto: Tim Gernitz
Rechts schweift der Blick hinauf zum Maungo Terevaka und in der Nähe des Ufers kommt man an einigen, teilweise sehr zerfallenen Ahu-Plattformen vorbei. Zwei davon heißen Maitaki te moa und Vai mata. Hier fanden wir weitere zerstörte Grüfte.
Die von uns entdeckten zwei Ahu-Plattformen zeigten, dass es auch an der heute ziemlich einsamen Westküste einst Siedlungen gegeben haben muss.
Kurz vor dem nördlichsten Punkt der Westküste begegnete uns dieser zünftige Cowboy. Er kam allerdings nicht im Auftrag des Fremdenverkehrs-Amtes, denn außer uns war niemand da. Vielleicht war er „auf Arbeit“? Foto: Moritz Hertel
Wo Menschen wohnen, da muss man die Territorien abgrenzen. Material dafür war ausreichend vorhanden, denn ursprünglich war die vulkanisch entstandene Insel überall von kleinen und größeren Steinen übersät. Diese schichtete man einfach übereinander und schon war der „Gartenzaun“ zum Nachbarn fertig. Foto: Moritz Hertel
Wo Menschen wohnen, da muss man die Territorien abgrenzen. Material dafür war ausreichend vorhanden, denn ursprünglich war die vulkanisch entstandene Insel überall von kleinen und größeren Steinen übersät. Diese schichtete man einfach übereinander und schon war der „Gartenzaun“ zum Nachbarn fertig.
Einen großen ungewöhnlichen Ahu entdeckten wir noch an der Westküste. Ihn konnte Moritz erst Jahre später, gemeinsam mit Josef, aufsuchen, denn kurz davor damals schon unser Wasservorrat zu Ende.
Das sind die Reste des Ahu Atanga, offenbar die Ausnahme unter all den bisher gefundenen Ahus. Foto: Moritz Hertel
Wir vermuten das es sich hier um einen unvollendeten Ahu mit einer angebauten Transportrampe handelt. Das Bauwerk ist etwa acht Meter breit und 30 Meter lang. Möglicherweise ist der eigentliche Ahu zur Aufstellung der Statuen (links im Bild) an der Küste einst weggebrochen, denn sonst wäre die Rampe nach dem Aufstellen der Moais wieder abgebaut worden. Nach der Katastrophe lohnte sich das wohl nicht mehr so recht.
Die Rampe ist nach Norden ausgerichtet. Sie enthält zwei kleinere Hohlräume, die offensichtlich Bestattungszwecken dienten.
Sorry, aber das sind nur Gedanken von einem Freiberger Schreibtisch aus. In der Literatur war nichts zu finden und Untersuchungen vor Ort fanden von uns nicht statt. Man hätte ja mal an der Küste nach den abgebrochenen Teilen oder sogar Statuen suchen können…
Diese Statue wurde offenbar beim Transport aufgegeben. Doch sie wurde nicht einfach liegen gelassen. Wie Ihr im rechten, unteren Bildteil sehen könnt, hat man einst über den großen Stein noch zwei kleinere eingelegt, um den Druck des ovalen großen Steins abzumindern.
Foto: Peter Hertel
Dieser aufgegebene Moai bestätigt uns den bevorzugten Transport der Statuen mit der Nase nach unten.
Zurück liefen wir etwas entfernter von der Küste, wo so etwas wie ein Radweg, allerdings auch aller paar Meter mit Steinen unterbrochen, existiert. Da lag plötzlich mitten im Weg eine Statue, schätzungsweise reichlich sechs Meter lang. Sie hat ihren Aufstellungsort wohl nicht erreicht. Sofort fielen uns die Entfernungen ein. Der Rano Raraku befindet sich ungefähr 15 Kilometer Luftlinie von dieser Statue entfernt und dazwischen liegt der rund 500 Meter hohe Vulkan Terevaka. Die Statue liegt auf der gedachten Luftlinie zum Krater Rano Raraku. Sicher war der Moai für eine der Plattformen bestimmt, die wir schon auf dem Hinweg gesehen hatten. Zweifellos musste er einst aber um den Vulkan Terevaka herum transportiert worden sein.
Zukünftigen Interessenten für die Westküste ist zu empfehlen, sich mit einem Taxi an den Anakena-Strand bringen zu lassen und dann die Westküste nach Süden in Richtung Hanga Roa zu laufen.
Aber denkt daran, es ist kein Spaziergang durch heimische Wälder.